Naturkautschuk: Gut für den Regenwald und die Farmer
Um die Abholzung im brasilianischen Regenwald zu stoppen, unterstützt der WWF (World Wide Fund for Nature), eine der größten Naturschutzorganisationen der Welt, die einheimischen Kautschukbauern. Für die Menschen im Amazonasgebiet hat das Sammeln von Kautschuk eine lange Tradition und stellt eine wichtige Möglichkeit dar, Einkommen zu erzielen. Der Saft der Kautschukbäume kann in dem gesunden Regenwald schonend gezapft werden, so dass die Natur und die Bäume selbst keinen Schaden erleiden. Wir sprechen hier von Waldgiganten, die 30 Meter hoch und teilweise über 200 Jahre alt werden.
Nachdem in Asien im großen Stil Kautschukplantagen mit billigen Arbeitskräften angelegt wurden und der Kautschukpreis drastisch fiel, konnten die Familien am Amazonas nicht mehr von der Kautschukernte leben. Sie waren gezwungen den Regenwald zu verkaufen, der dann für Sojaanbau und Rinderweiden abgeholzt wurde.
Damit der Regenwald erhalten bleibt und die Bauern unter ethischen Bedingungen wieder Kautschuk ernten können, hat der WWF über 60.000 Hektar Regenwald unter seine Obhut gestellt. Bald sollen es sogar 150000 Hektar sein. Die Organisation vernetzt die Kautschuksammler untereinander und bietet Fortbildungen an.
Sie hilft ihnen bei der Ernteplanung, Vermarktung und bei Verhandlungen. Sie stellen auch moderne Ausrüstung zur Verfügung, zum Beispiel für den Transport, denn der gewonnene Kautschuk muss an weit entfernte Orte transportiert werden, die oft mehrere Tagesreisen erfordern. Dieses Projekt ist Teil des WWF-Programms, die indigenen Völker und ihre Kultur zu unterstützen und bewahren. Dieses Projekt ist ein super Beispiel für ganzheitlichen Naturschutz und zeigt was Ganzheitliches Leben auf globaler Ebene bedeutet
Clean und nachhaltig: Naturkautschuk von wilden Kautschukbäumen
Aus Kautschuk wird Gummi hergestellt, ein Naturprodukt das aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Es ist der Bestandteil von tausenden Alltagsgegenständen wie Baumaterialien, Matratzen, elastische und wasserabweisende Kleidung und Schuhe, Flugzeug- oder Autoreifen, Förderbänder und Matten. Der größte Teil des Gummis im Welthandel wird synthetisch auf Erdölbasis hergestellt, während 40 Prozent auf Naturkautschuk basieren. Der Kautschuk wird aus dem Milchsaft (Latex) des Kautschukbaums gewonnen, ein Vorgang, der sich Zapfen nennt.
Ursprünglich stammt der Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) aus Südamerika, genauer gesagt vom Amazonasbecken. Er benötigt ein tropisches Klima zum Wachsen. In drei Monaten können 600 Kilo Kautschuk geerntet werden. Dabei müssen die Kautschuksammler täglich stundenlang durch den Regenwald laufen. Morgens werden um die 100 Bäume geritzt. Nachmittags wird der Milchsaft, der aus der Rinde tritt in Schalen aufgefangen. Wichtig ist, nicht zu viel auf einmal zu ernten, damit der Saft auf natürliche Weise weiter fließt. Der wilde Naturkautschuk hat eine bessere Qualität und hat damit auch einen höheren Preis. Er ist deutlich elastischer und belastbarer als die synthetischen Varianten, insbesondere wenn es um Räder von Fahrzeugen geht.

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Nachhaltiger Anbau von Kautschukbäumen
Nachdem der Naturkautschuk industrielle Verwendung fand und an Wert gestiegen ist, wurden verstärkt Plantagen in Indien, Thailand, Indonesien und Vietnam angelegt. Sie werden dort zu 85 Prozent von Kleinbauern betrieben, die mit niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen zu kämpfen haben. Auch die Natur leidet, denn der Anbau von Naturkautschuk erfolgt vorwiegend in Monokulturen. Da es einfacher ist, den Kautschuk zu ernten, wenn zwischen den Bäumen keine weiteren Pflanzen wachsen, kommt es gehäuft zu Insektenbefall, was den Einsatz von Pestiziden erfordert.
Außerdem erodiert der Boden schneller, weil es an Pflanzen fehlt, die das Wasser von tropischen Starkregen abfangen. Da in den Plantagen zur Ertragssteigerung auch synthetische Düngemittel verwendet werden, laugen die Böden mit der Zeit aus. Nach 12 bis 15 Jahren sind die Bäume erschöpft und müssen gefällt werden. Das Holz geht dann in die Möbelindustrie. Auch die Böden sind ausgelaugt. Den Bauern droht Armut, sofern sie keine anderen Einkommensquellen haben.
Das Projekt der WWF will dem vorbeugen und sieht vor, Kautschukbäume im Amazonasgebiet in natürlichen Wäldern zu kultivieren. Dabei werden vor allem Pflanzen eingesetzt, die den Boden nähren und Schädlinge fernhalten. Um die Erträge der Bauern zu erhöhen, werden zusätzlich auch Nutzpflanzen wie Kaffee, Kakao oder Gemüse angebaut. Das sichert das Einkommen, falls die Kautschukpreise sinken.
Internationaler Runder Tisch für Naturkautschuk
Auf internationaler Ebene engagiert sich der WWF beim Globalen Runden Tisch für Nachhaltigen Kautschuk (GPSNR). Der Runde Tisch bringt Kautschukproduzenten, Hersteller von Reifen und Gummiprodukten sowie Händler zusammen. Sie verpflichten sich, den Einkauf und die Lieferkette von Naturkautschuk fair, sozial verantwortlich und ökologisch verträglich zu gestalten. Dazu gehört auch die Einhaltung von Menschenrechten und Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern sowie der Schutz von Ökosystemen. Der WWF arbeitet dabei mit regionalen NGO’s (Nichtregierungsorganisationen) und Kleinbauern zusammen, die die Arbeit und Fortschritte regelmäßig überprüfen und dokumentieren.
Nachhaltige Alternativen zu Neopren und Elasthan
Viele Gummiprodukte werden aus umwelt- und gesundheitsschädlichem Erdöl hergestellt, so auch Neopren und Elasthan. Diese beiden Materialen sind aus der Mode nicht mehr wegzudenken, einerseits weil sie wasserabweisend sind und Kleidungsstücken Elastizität geben, wie wir es von BH-Trägern, Hosen- und Rockbünde sowie elastischen Socken, Jeans, Leggings, T-Shirts und Bademoden kennen.
Seit vielen Jahren stellt die amerikanische Firma Yulex Gummi aus nichttropischen Kautschukpflanzen her, den Guayule-Pflanzen, die auch als mexikanische Gummibäume bezeichnet werden. Die Pflanzen wachsen vorwiegend in den Halbwüstenregionen von Mexiko und dem Süden der USA, wobei das Unternehmen selbst eine riesige Farm in Arizona besitzt.
Für die Herstellung des Gummis aus Guayule wird die Pflanzenmilch, auch Latex genannt, nicht gezapft wie bei den Kautschukbäumen. Verwendet wird die ganze Pflanze, die erst gemahlen und anschließend gewaschen wird. Zum Schluss wird das Extrakt mit Schwefel vulkanisiert, also durch Erhitzen vernetzt und gefestigt.
Aus dem Gummi werden vor allem Reifen und Latexhandschuhe angefertigt. Die Firma entwickelte Yulex-Pure für die Herstellung von Latexhandschuhen und waren damit die erste Firma und Marktführer in den USA, da das Guayule Gummi die geringste Allergenität besitzen. Sie stellen auch Gummibeschichtungen für medizinische Geräte wie Herzkatheter und Sonden her, aber auch für Spielzeuge und Ballons.
Yulex hat auch eine umweltverträgliche und nachhaltige Alternative zum Elasthan entwickelt, YULASTIC genannt, das immer mehr Hersteller verwenden, um ihre Kleidung elastischer zu machen und einen besonderen Schaum, den prämierten Yulex®-Schaum. Der entstand bei der Zusammenarbeit mit Patagonia-Gründer Yvon Chouinard, ein begeisterter Surfer, der mit seinem synthetischen Neoprenanzug unzufrieden war. Gemeinsam entwickelten sie im Jahr 2000 den ersten neoprenfreien Wasseranzug mit dem Yulex Schaum. Es ist der weltweit erste natürliche, pflanzliche Ersatz für Neopren und Geopren. Heutzutage verwenden große Bekleidungshersteller wie Decathlon diesen Schaum anstelle Neopren. Auch Yogamatten werden daraus hergestellt (YULEX® YOGA).
Unterstützung von Naturkautschuk Farmen in Vietnam
Verwendet wird auch Naturkautschuk aus nachhaltigem Anbau von Kautschukfarmen in Thailand. Dafür haben Yulex die Klongpang-Kooperative aufgebaut, die aus 1.000 Hektar (2.471 Acres) Farmland besteht. Sie arbeiten auch mit dem Thailand Forestry Certification Council (TFCC) zusammen. Die Initiative bietet technische und finanzielle Unterstützung, Marktzugang und Schulungen zur nachhaltigen Forstwirtschaft.
Ohne die Unterstützung von TFCC wäre es für Yulex sehr schwierig, direkt mit den zahlreichen Kleinbauern zusammenzuarbeiten und sie zu unterstützen. Yulex finanziert die Kooperative mit 50 Prozent ihres Nettoeinkommens und sorgt über eine Genossenschaft für ethisch korrekte Arbeitsbedingungen und Vertrieb.